25. November 22

Hallo liebe Menschen in Schwäbisch Gmünd,

 

wir sind heute hier anlässlich des Internationalen Tags gegen Gewalt an Frauen.

 

Sexismus und Gewalt an Frauen ist alltäglich und begegnet uns in der Erziehung und in der Schule, bei der Arbeit, im familiären Kontext und im öffentlichen Raum, kurz: in allen Lebensbereichen. Gewalt gegen Frauen bedeutet psychische, körperliche und sexualisierte Gewalt. Sie fängt an bei Alltagssexismus und endet im Femizid. Jährlich zum 25.November, dem internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen, machen Aktivist*innen weltweit auf diese Situation wie auch auf die zugrundeliegenden, patriarchalen Gesellschaftsstrukturen aufmerksam, die das enorme Maß an Gewalt gegen Mädchen und Frauen erst ermöglichen. Frauen kämpfen international: Zum 25.11.22 betrachten wir diese Kämpfe anhand von drei Beispielen feministischer Bewegungen aus Lateinamerika, Rojava und dem Iran.

 

LATEINAMERIKA:

 

In vielen Ländern Mittel- und Südamerikas sind sexuelle Übergriffe, Gewalttaten und Femizide an der Tagesordnung. In Lateinamerika ist Gewalt die häufigste Todesursache von Frauen im Alter von 15 bis 49 Jahren. Am Beispiel Mexico: Mexico hat weltweit die höchste Rate geschlechtsspezifischer Gewalt. Jeden Tag werden im Durchschnitt 10 Frauen ermordet. 90% dieser Femizide werden nicht aufgeklärt. Häufig steht hinter den Morden und der Gewalt der sogenannte „Machismo“, also die Vorstellung männlicher Überlegenheit und dementsprechend Dominanz und Gewaltbereitschaft.


Bereits seit den 70er Jahren gingen Feminist*innen in Ländern Lateinamerikas auf die Straßen, um für eine Verbesserung ihrer Lebenssituationen zu protestieren. Neben der Forderung nach legalen, sicheren Abtreibungen stand dabei immer auch der Schutz für Frauen vor patriarchaler Gewalt im Mittelpunkt. Inzwischen ist das grüne Halstuch Sinnbild der Bewegung geworden, seit 2003 gewann die Bewegung in Argentinien neuen Aufwind. Unter dem Motto „Ni una Menos“ wurde ab 2005 ein Ende der Femizide, der sexualisierten Gewalt und des Machismo gefordert und die Untätigkeit von staatlicher Seite verurteilt. Die Proteste fanden in Argentinien, in Chile, Bolivien, Peru und Uruguay statt, das Thema Gewalt an Frauen rückte dadurch international vermehrt ins öffentliche Bewusstsein. So z.B. auch durch die von Chile ausgehende und weltweit aufgegriffene Performance „Un violador en tu camino“ 2019. Die Bewegung fordert das Ende der Gewalt an Frauen und Mädchen, gesellschaftliche Gleichstellung, die Durchsetzung der Gesetze zum Schutz für Frauen wie auch die körperliche und sexuelle Selbstbestimmung.


In den letzten Jahren hat sich, getragen durch den Rechtsruck in Lateinamerika, eine neue Allianz religiöser und rechtskonservativer Kräfte gebildet: Während feministische Aktivist*innen versuchen patriarchalen Strukturen entgegenzuwirken, wollen diese Kräfte die „natürliche“ Ordnung erhalten, Frauen auf reproduktive Eigenschaften reduzieren und in strikte traditionelle Geschlechterbilder drängen. Sexuelle Vielfalt, Frauen- und LGBTIQ-Rechte haben hier keinen Platz.

 

ROJAVA:

 

Zur selben Zeit als in vielen Ländern, Menschen im Zuge des Arabischen Frühlings auf die Straßen gingen, gelang es der kurdischen Freiheitsbewegung 2012 ein revolutionäres, fortschrittliches Gesellschaftsmodell in Rojava, Nordsyrien, aufzubauen. Es beruht auf den Grundprinzipien der Frauenbefreiung, der Ökologie und der Selbstverwaltung. Im Mittelpunkt der Revolution stand von Anfang an, patriarchale Strukturen, Macht- und Herrschaftsverhältnisse aufzubrechen und aus der Frauenperspektive Lösungen für gesellschaftliche Probleme und Inspiration für ein freies Leben zu erarbeiten. Konkret zeigt sich dieses Selbstverständnis an paritätischen Besetzungen von Männern und Frauen in allen Organisationsstrukturen, in autonomen Frauenbereichen und eigenen Einrichtungen bspw. zum Schutz vor patriarchaler Gewalt, in Frauenräten und Kooperationen wie eigenen Verteidigungseinheiten und Bildungsgruppen. Bei der Verteidigung Kobanes und der Befreiung der vom IS besetzten Gebiete spielten Frauen eine zentrale Rolle, ihr Einsatz gilt weltweit als Inspiration.


Seit Jahren versucht der türkische Staat die demokratische Föderation in Rojava niederzuschlagen. Auch wenn lange Zeit kein militärischer Angriff stattfand, hörte der Krieg gegen Kurd*innen in der Türkei, in Syrien und dem Irak nie auf. Dabei verstößt die Türkei gegen internationales Recht und begeht Verbrechen an der Menschlichkeit. 2018 und 2019 wurden kurdische Siedlungen besetzt, die lokale Bevölkerung mit dem Ziel der „ethnischen Säuberung“ vertrieben und andere Bevölkerungsgruppen (u.a. ehemalige Mitglieder des IS) angesiedelt. Um die wirtschaftliche Autonomie zu schwächen und die Lebensbedingungen vor Ort zu erschweren, wurden gezielt Angriffe auf wirtschaftlich und infrastrukturell wichtige Einrichtungen in den Regionen vorgenommen, z.B. auf die Stromversorgung, Hilfslieferungen und Getreidelager. Ein weiteres strategisches Ziel der türkischen Offensive ist die Kontrolle über die Wasserversorgung in den Gebieten: Folge des Wassermangels sind Wasserverschmutzungen und Cholera, Dürren und somit Einbußen in der Landwirtschaft. Für die kurdische Bevölkerung sind Terror wie Entführungen, Attentate, Vergewaltigungen und Plünderungen alltäglich.


Seit April verstärken sich die Angriffe des türkischen Staates durch Drohnenangriffe und den Einsatz von Chemie Waffen. Seit dieser Woche sind kurdische Stellungen wieder Ziel türkischer Luftangriffe, mindestens 12 Menschen kamen dabei bislang ums Leben. Die türkische Offensive in Nordirak und Nordsyrien wird mit dem bislang ungeklärten Terroranschlag in Istanbul gerechtfertigt: Die türkische Regierung spricht davon „terroristische Elemente“ neutralisieren zu wollen.


Rojava verteidigen! Die autonome Selbstverwaltung Rojavas fordert einen sofortigen Stopp der Rüstungsexporte an die Türkei. (Mehr als 1/3 der deutschen Rüstungsexporte geht an die Türkei). Sie fordert die Schließung des Luftraums über Nord- und Ostsyrien, eine Untersuchung der Luftwaffenangriffe und den Stopp der Kriegsführung gegen Rojava.

 

IRAN:

 

Seit 1979 gilt im Iran mit der Scharia ein strenges, fundamentalistisches Rechtssystem mit harten Strafen. Obwohl innerhalb der iranischen Bevölkerung eine breite, demokratische Bewegung vorangetrieben wird, liegt die Macht nach der Verfassung bei schiitischen Hardlinern. Medien und Staatsorgane sind gleichgeschaltet. Auf Grundlage dieser Rechtsordnung werden Frauen und Mädchen durch die Mullah-Regierung systematisch unterdrückt. In allen Lebensbereichen entscheiden Männer über die Frauen, die Scharia untersagt eine rechtliche Gleichstellung. Patriarchale Ordnungen ermöglichen völlige Abhängigkeit von Männern, Zwangsheirat minderjähriger Mädchen, Unterdrückung und Misshandlung von Frauen, gesellschaftliche Teilhabe an alltäglichen Dingen des Lebens sind nicht möglich und es herrscht eine strikte Kleiderordnung. Grundsätzlich ist das Leben einer Frau nur die Hälfte von dem eines Mannes wert. Wer sich nicht an Vorschriften hält, riskiert Haftstrafen, Folterungen und sogar Hinrichtungen. Nichtsdestotrotz kämpfen Frauen um ihren Platz in der Gesellschaft – in der Bildung, im Arbeitsleben und scheinbaren „Männerdomänen“.

 

 

Seit dem 19. September 2022 gehen Menschen, vor allem Frauen, im Iran auf die Straße und riskieren ihr Leben, um ihre Stimmen gegen das unterdrückerische Regime zu erheben. Auslöser der landesweiten Massendemonstrationen im Iran ist der Tod der 22-jährigen iranischen Kurdin Jîna Mahsa Amini. Sie fiel in Polizeigewahrsam ins Koma, wenige Stunden nachdem sie in Teheran von der sogenannten Sittenpolizei festgenommen wurde. Drei Tage später starb Amini. Ihr Schicksal ist ein Angriff auf die fundamentalen Rechte der Frau. Die aktuellen landesweiten Proteste stellen ein historisch einmaliges Ereignis im Iran dar. Die Bewegung erreicht einen Querschnitt der Gesellschaft und treibt sie auf die Straßen, um für ihre Rechte einzustehen und sie erhält auch weltweit Unterstützung in ihrem Bestreben: Als Zeichen der Solidarität verbrennen Frauen öffentlich ihre Kopftücher und schneiden sich im Protest ihre Haare ab, um auf den brutalen Tod von Amini aufmerksam zu machen. Bei den Protesten geht es inzwischen um mehr als um die Kleidervorschriften, es geht um den Sturz des Systems. Bei den Protesten geht es um Freiheit, um Selbstbestimmung, um Akzeptanz, um Leben, um Frauen und um Liebe.


Der Iran ist ein Unrechtsstaat, gegen die aktuellen Proteste geht die Regierung gewaltsam gegen die Demonstrierenden vor. Nach Ausbruch der Proteste wurde die Nutzung des Internets und sozialer Netzwerke enorm eingeschränkt. Direkt auf den Straßen haben die iranischen Sicherheitskräfte mindestens 342 Personen getötet. Fast 16.000 Menschen wurden festgenommen, den Inhaftierten droht Folter und im schlimmsten Fall die Todesstrafe. Gegen kurdische Protestierende geht das Regime besonders brutal vor.


Lateinamerika, Rojava, Iran - Ihre Kämpfe sind unsere Kämpfe!


Auch wenn die Qualität der patriarchalen Unterdrückung und Ausbeutung von Frauen in der Gesellschaft sich auf der Welt und in den einzelnen Ländern unterscheidet – hat sie doch international die gleichen Wurzeln. Die Ursachen von Gewalt, Ausbeutung und Unterdrückung von Frauen liegen in den patriarchalen und kapitalistischen Gesellschaftsstrukturen, in stereotypen Rollenbildern, männlichen Besitzansprüchen wie herrschenden Abhängigkeits- und Machtverhältnissen.


Sie beginnen bei der Unterscheidung von Wertigkeit und dem Zusprechen vermeintlich „natürlicher“ Eigenschaften die Frauen in jene und Männer in andere Rollen zwingen. So werden Frauen und Männer innerhalb der Gesellschaft gegeneinander gestellt und ihnen entlang dieses Geschlechtsdualismus spezifische Gesellschaftsbereiche zu- bzw. abgesprochen. Frauen zugeschriebene, vermeintliche weibliche Eigenschaften sind: schwach, irrational, gebährend, sorgend und passiv. Männer zugeschriebene, vermeintlich männliche Eigenschaften sind: stark, rational, zeugend, (materiell) versorgend und aktiv. Diese patriarchalen Zuschreibungen drängen den Mann in eine gesellschaftlich übergeordnete/öffentliche und die Frau in eine untergeordnete/private Rolle. Sie macht die Frauen zur vermeintlich abhängigen von Schutz, von Führung, von Entscheidungen von außerhalb.


  • Sie spricht Frauen die Fähigkeit ab eigenständige Entscheidungen zu treffen und selbstständig und aktiv zu sein.
  • Sie verdrängt die Frau aus dem Öffentlichen Raum in die Private Sphäre, von der Straße ins Haus, von der Politik oder Arbeit zurück an Herd und Kind, sie verdrängt die Frau weg von Rede und Entscheidungen, hin zu einem stillen, passiven, für Andere sich erschöpfenden Dasein.
  • Sie reduziert die Frau auf eine Funktion als Gebährmaschine für neue Arbeitskräfte/Stammhalter, zu einem Objekt des Mannes, deren alleiniger Sinn und Zweck es ist zur Verfügung zu stehen, dem Mann den Rücken frei zu halten, ihm ein Heim und Essen zu bereiten, sodass er wieder raus auf die Straße, die Politik, zu Arbeit, zu Reden und Entscheidungen gehen kann.


Diese traditionellen patriarchalen Vorstellungen sind bis heute noch wirksam – egal ob in Lateinamerika, im Iran, in Rojava oder in Deutschland. Und es sind diese grundlegenden patriarchalen Vorstellungen gegen die Frauen weltweit kämpfen. In Deutschland zeigt sich das Patriarchat:


  • in Ehe-Regelungen, in Ehegattensplitting, in ungleichen Lohnverhältnissen, in typischen „Frauenberufen“, in Kinderbetreuungsstrukturen und in Eltern- und Pflegezeiten.
  • In der doppelten Unterdrückung von Frauen: Einerseits durch die schlechtere Bezahlung in den sogenannten „Frauenberufen“ als auch durch die wie „selbstverständlich“ kostenlos geleistet Sorgearbeit zu Hause.
  • In der Gewalt gegen Frauen:

- Jede vierte Frau in Deutschland wird im Laufe ihres Lebens Opfer sexueller Gewalt.

- Jede zweite Frau fühlt sich im öffentlichen Raum unsicher.

- Jeden Tag versucht ein (Ex-)Partner in Deutschland eine Frau zu ermorden.

- Jeden dritten Tag wird eine Frau in Deutschland ermordet.

  • In der Illegalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen. Diese sind auch in Deutschland nach wie vor verboten und Teil des Strafgesetzbuches.
  • Und es zeigt sich schließlich in der grundlegenden Trennung der Bereiche von gesellschaftlicher Versorgung und gesellschaftlicher Sorge im patriarchalen Kapitalismus.


Das Patriarchat ist in unseren Gesellschaftsstrukturen dermaßen fest verankert, dass es über Generationen hinweg die Realität ist die wir vorfinden, in der wir von klein auf an aufwachsen und weshalb es uns dann als vermeintlich natürliche Gegebenheit/natürliche Eigenschaft/natürliche Aufgabenverteilung erscheint. Doch wie jede gesellschaftliche Realität ist sie von Menschen geschaffen und kann auch durch uns verändert werden. Dies zeigen uns die zahlreichen Kämpfe weltweit: Die „Ni Una Menos“ – die Bewegung aus Lateinamerika hat in den vergangenen Jahren wie keine andere international das Bewusstsein für Femizide und Gewalt gegen Frauen in die Öffentlichkeit getragen. Die Frauenrevolution in Rojava mit all ihren Werten und Errungenschaften ist nicht nur regional, sondern auch weltweit von großer Bedeutung und wegweisend für den Kampf gegen patriarchale Strukturen, Nationalstaatlichkeit und Faschismus! Und im Iran sind aktuell Millionen Menschen gemeinsam auf der Straße für nicht weniger als für das Ziel ein reaktionäres und unterdrückerisches Regime endgültig zu Fall zu bringen.


All diese Beispiele zeigen uns, dass gesellschaftliche Veränderung immer von unten und gemeinsam entwickelt und erkämpft werden muss und auch kann!


Lasst uns also gemeinsam auch weiterhin hierzulande kämpfen gegen den Sexismus und patriarchale Gewalt, gegen das Erstarken rechter Kräfte, die doppelte Ausbeutung von Frauen im Job und zu Hause und für körperliche Selbstbestimmung und eine gerechte Gesellschaft. Lasst uns gemeinsam die Unterscheidungen überwinden die uns spalten, uns als übergeordnet oder untergeordnet darstellen, die uns bestimmte Rollen zuweisen und uns eine selbstbestimmte solidarische und gleichberechtige Lebensweise absprechen. Lasst uns kämpfen für eine Gesellschaft in der wir gemeinsam darüber entschieden wie wir uns als Gesellschaft gerecht versorgen und uns um uns und andere sorgen können.



Ni Una Menos!

Jin Jian Azadi!

Für die Befreiung der Frau und eine befreite Gesellschaft weltweit!


Fraueninitiative Schwäbisch Gmünd

November 2022

03. Juni 22

Gegen die Waldrodungs-pläne des Schönblick




Liebe Menschen auf dem Johannisplatz,


wir von der Fraueninitiative freuen uns, den Aufruf von Fridays for Future anlässlich des Weltüberlastungstages unterstützen zu dürfen. Welcher zeigt, dass der Lebensstil, den wir aktuell führen nicht nachhaltig ist. Bereits heute ist die Hälfte der Menschheit durch die Folgen des Klimawandels hochgradig gefährdet. Auf Kontinenten wie Afrika, Teile Asiens und Lateinamerika ist dies schon lange harte Realität.


Aber auch in Mitteleuropa sind die Auswirkungen spürbar. Dies zeigen die Überschwemmungen aufgrund von Starkregenfällen wie bspw. im Arthal und in Belgien letzten Jahres. Dies kostete mindestens 220 Menschen das Leben. Aber auch hier tauchen aufgrund des Klimawandels solche Starkregenereignisse regional und in immer kürzeren Abständen auf – erinnern wir uns an das Hochwasser im Taubental 2016 – zwei Menschen starben.

Vor diesem Hintergrund wirkt das Vorhaben des Schönblicks gerade zu absurd.


Der Schönblick möchte ein Waldstück im Taubentalwald roden – ein intaktes Ökosystem zerstören und dauerhaft versiegeln. Währenddessen soll ein Damm gebaut werden für den Hochwasserschutz bei Starkregen im Taubental. Dies bedeutet die Rodung weiterer 100 Bäume – dies ist aber zuletzt deshalb notwendig, da im oberen Teil munter weiter gebaut und versiegelt wird. Oder anders ausgedrückt da der Schönblick möchte, dass der Wald umzieht und der Waldkindergarten gleich mit.


Auf diese gerodete Fläche will der Schönblick ein Pflegeheim bauen. Aber lasst und doch einmal darüber sprechen: Mit wem zur Hölle kooperiert die Stadt Schwäbisch Gmünd da eigentlich?

Der Schönblick Schwäbisch Gmünd gibt sich gerne als soziale Instanz und ist mit seinen 200 Mitarbeiterinnen ein bedeutender Player im sozialen Bereich in Schwäbisch Gmünd. Er finanziert und stellt zahlreiche Einrichtungen bspw. der Altenpflege, Seniorenwohnheime oder Kindergärten und nimmt eine immer wichtigere Rolle ein.

Doch mit seinen altpietistischen Glauben gehört der Verband zu den christlichen Hardlinern.


Regelmäßig gewährt der Schönblick radikalen Abtreibungsgegnern und internationalen Gästen der LGBTQ+ feindlichen Szene einen Raum. Die Altpietisten sind Teil der Lebensschutzbewegung. Diese vertritt reaktionäre, christlich-fundamentalistische Positionen und ein Weltbild, das emanzipatorische und gesellschaftliche Errungenschaften akut bedroht und versucht das Rad der Zeit zurückzudrehen.

Sie stellen sich vehement gegen das körperliche Selbstbestimmungsrecht für Frauen – man ist gegen die Abtreibung, gegen die Rechte von Homosexuellen, gegen die Anerkennung vielfältiger Lebens- und Familienformen. 2013 forderte der Vorsitzende der alpis Steffan Kern im Schönblick Schwäbisch Gmünd von Angela Merkel ein Bekenntnis gegen Abtreibungen und gegen die Ehe für alle. Die politischen Folgen dieser Bewegung können wir aktuell in Ungarn, Polen und sogar in den USA sehen in denen rechte Regierungen bzw. vergangene konservative Regierungen (USA) gemeinsam mit christlich-fundamentalistischen Kräften Frauen und LGBTQ+-Rechte abschafft, ungewollt Schwangere stigmatisiert und kriminalisiert.

Wie kann es vor diesem Hintergrund sein, dass diese christlich-fundamentalistisch Hardliner in Schwäbisch Gmünd toleriert werden? (dass man den Schönblick als Kooperationpartner für ein Pflegeheim wählt.)


Möchte die Stadt doch tolerant, vielfältig, offen, aufgeschlossen und umweltbewusst auf ihren e-scootern fahrend und pendler Brezeln essend sein. So setzt sie sich auch mit der Gmünder Charter der Gemeinsamkeit sowie jetzt begonnenen Pride Month gegen die Diskriminierung sowie der geplanten Ausstellung Einhorn sucht Regenbogen öffentlich gegen Diskriminierung von Homosexuellen und für Vielfalt ein. Diese Punkte werden durch die Kooperation mit dem Schönblick welcher offen homophobe und reaktionäre Inhalte vertritt ab absurdum geführt.


Doch vor dieser Realität wird mit Blick auf die Entlastung des städtischen Haushalts die Augen verschlossen. Das alles wird dem Profit untergeordnet zugunsten von Einsparungen der Kosten.  (Bitte nicht den Schönblick verärgern – denn wir brauchen ja die Pflegeplätze)


Die Stadt widerspricht sich in zwei Punkten selbst. Durch die geplante Waldrodung werden die eigenen Umweltziele nicht eingehalten. Zum anderen werden soziale Dienste von der tolerante Einhornstadt dem reaktionären, christlich-fundamentalistischen Schönblick übertragen.


Der Schönblick ist kein Kooperationspartner für eine Stadt oder andere soziale Einrichtungen, die sich als vielfältig und tolerant verstehen!


Die Debatte die hier geführt wird – zwischen der Abwägung der Rodung des Waldes oder der dringend benötigten Pflegeplätze ist eine Scheindebatte. Die Pflege ist als Grundversorgung von Menschen ein Grundrecht. Es liegt in der städtischen Verantwortung, sich um die Bedürfnisse der Bürgerinnen zu kümmern und diese ernst zu nehmen.  

Es kann nicht sein, dass die Pflege an reaktionäre Hardliner ausgelagert wird.

 

Systhemchange statt climate change


Fraueninitiative Juni 2022

25. März 22

Klimastreik Schwäbisch Gmünd




Liebe Menschen hier auf dem Schwäbischer Gmünder Marktplatz,

 

wir als Fraueninitiative Schwäbisch Gmünd freuen uns heute ein Teil des globalen Klimastreiks in Schwäbisch Gmünd sein zu können.


Vielen Dank daher bereits vorab an die Organisation von Fridays for Future Ostalb, dass sie nicht locker lassen – denn die Themen sind wichtiger denn je:  Einer der Kernaussagen des kürzlich veröffentlichten Klimaberichts; Wenn wir so weitermachen wie bisher, werden einige Regionen der Erde schon bald unbewohnbar werden.


Bereits heute ist die Hälfe der Menschheit durch die Folgen des Klimawandels „hochgradig gefährdet“. Die Zahl der klimabedingten Katastrophen ist von durchschnittlich 165 auf 329 pro Jahr gestiegen. Auch in Mitteleuropa und in Deutschland sind die Auswirkungen des Klimawandels sicht-und spürbar: Wir erinnern uns an die Flut, die Überschwemmungen aufgrund extremer Regenfälle im Ahrtal und in Belgien im Juli letzten Jahres in deren Folge insgesamt mindestens 220 Menschen starben. Grund für die extremen Regenfälle ist der menschengemachte Temperaturanstieg. Durch den Klimawandel haben sich die Wahrscheinlichkeit und die Intensität extremer Regenfälle auch in Westeuropa erhöht.


Was hier nun auch immer sichtbarer wird – ist in Ländern wie Afrika, in Teilen Asiens und Lateinamerikas – bereits seit Jahrzehnten Realität. Millionen Menschen leben in den Brennpunkten des Klimawandels, haben aber im Gegensatz zu den Industriestaaten, die die Verursacher des Klimawandel sind,  nicht die Ressourcen und Mittel, um sich an die zunehmend erschwerten Lebensbedingungen anzupassen.


Die Menschen in diesen Regionen haben ein 15 Mal höheres Risiko, bei Fluten, Dürren oder Stürmen ihr Leben zu verlieren, als in Regionen mit hohem Wohlstand. Allein im Jahr 2020 haben rund 30,7 Millionen Menschen ihre Heimat aufgrund von Naturereignissen, wie Dauerregen, langanhaltenden Dürren, Hitzewellen und Stürmen sowohl kurz- als auch langfristig verlassen müssen.


Bis zum Jahr 2050 soll diese Zahl sich auf bis zu 143 Millionen Menschen erhöhen. Die klimatischen Veränderungen sind weltweit Hauptursache für Armut und Hunger: sie führen zunehmend dazu dass Ernten ausbleben und Wetterextreme Lebensräume zerstören.


immer mehr Menschen sind dazu gezwungen, ihr Zuhause zu verlassen. Bereits heute stammen 80 Prozent der Geflüchteten Menschen aus armen krisengeschüttelten Ländern, die vom Klimawandel betroffen sind, aber kaum bis keine Ressourcen haben, um die Auswirkungen zu verhindern oder abzumildern.

Es sind vor allem Länder des Globalen Südens die vermehrt von Wetterextremen heimgesucht werden obwohl sie gleichzeitig die Länder sind die am wenigsten zu den klimatischen Veränderungen beitragen. Welch ein Hohn dass im Kolaitionsvertrag der Ampel-Bundesregierung vor allem einen Blick in diese Länder gerichtet wird um CO´2 Emissionen zu verringern, obwohl die weltweiten Emissionen und damit das Elend und Leid der klimatischen Veränderungen hauptsächlich durch die Industriestaaten – auch Deutschlands– verursacht werden.


Der im letzten Jahr geleakte Bericht des Weltklimarats zeigt ganz deutlich:  Die zehn reichsten Prozent der Menschheit verursachen 36 bis 45 Prozent der weltweiten Emissionen. Die Leidtragenden sind weltweit die sozial wenig privilegierten arme Bevölkerungsschichten sowohl hierzulande aber im besonderem Maße in den Ländern des globalen Südens.


Der Klima Wandel ist die zentrale Fragen unserer Zeit und er ist auch eine Frage von sozialer, wirtschaftlicher und internationaler Gerechtigkeit – und er ist eine Frage von Krieg oder Frieden: die dramatisch voranschreitenden Veränderungen bedrohen die Lebensgrundlage von Millionen. Sie führen zu mehr Armut, einer stärkeren Marginalisierung von Menschen, mehr Flucht – und in der Folge zu mehr Konflikten und Kriegen um lebensnotwendige Ressourcen, und Rohstoffe.


Dies sehen wir seit Jahrzehnten an den Kriegseinsätzen der NATO in geostrategisch relevanten und ressourcenreichen Gebieten der Welt: Lybien, Afghanistan, Iran, Irak, Syrien, und dies sehen wir auch aktuell am russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine: Es sind knallharte kapitalistische Verteilungskriege die dort geführt werden.  


Die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der Industriestaaten hängt in entscheidendem Maße von der Sicherung der Energieversorgung, von Öl und zunehmend auch von Gas ab. Hierbei steht die steigende Nachfrage der Industriestaaten einer steigenden Knappheit, Versorgungsengpässe und die längerfristige Erschöpfung der weltweiten Vorkommen gegenüber. Die Kriege der Welt – seien es die Kriege der NATO oder aktuell Russlands sind immer Kriege um wirtschaftliche Einflussgebiete und Ressourcen unter- und innerhalb der Industriestaaten der Welt.


Die steigende Knappheit an Energievorkommen führt zu einer Verschärfung dieser Situation. Und es ist ein Rennen das wir nicht gewinnen können: In unserem derzeitigen kapitalistischen Wirtschaftssystem bedeutet der Profit alles und der Mensch und die Natur nichts - es wird auf eine Art und Weise produziert als ob Rohstoffe unendlich zur Verfügung stehen.


In einer begrenzten Welt kann es jedoch kein unbegrenztes Wachstum geben.


Wir haben ab heute noch 8 Jahre bis zum angestrebten Ziel der Klimaneutralität im Jahr 2030 um die weltweite Klimaerwärmung als Folge unseres Wirtschaftssystems- und unsere Produktionsweise - auf 1,5 Grad zu fixieren.

Ein Umdenken in diese Richtung ist auf der politische Ebene jedoch nicht abzusehen: Die Maßnahmen des Koalitionsvertrags lehnen eine Orientierung an einem globalen Co2 Budget für Deutschland ab, und verschieben die Erreichung der Co2 Neutralität von den wissenschaftlich dringend angezeigten Jahr 2030 faktisch bis ins Jahr 2045. Die Klimapolitik der Grünen, SPD und FDP bedeuten aktuell einen faktischen Ausstieg aus den Zielen des Pariser Klimaschutzabkommens. Davon können auch die bewilligten zusätzlichen Milliarden für den Klimaschutz nicht hinwegtäuschen.


Deutschland und die EU nimmt sich aus seiner Internationalen Verantwortung zur Beendigung der Klimakrise.  stattdessen findet greenwashing am Laufenden Band statt.  Erdgas ist als „Übergangstechnologie“ auf einmal nachhaltig,- kurzzeitig war auch die Atomkraft im Gespräch - die Kriternienutzung für die Gasnutzung werden abgeschwächt, alle zwischenschritte für die Umstellung von Erdgas sollen gestrichen werden und Gaskraftwerke noch bis mindestens 2036 rein fossil betrieben werden.


Die Bundesregierung fördert neue Gas-Heizungen, neue Import-Pipelines, und Flüssiggas Terminals. Statt Russland soll das Gas nun aus Katar und den vereinigten Arabischen Emiraten kommen. Um die Rohstoffzufuhr auch perspektivisch militärisch sichern zu können wird das größte Aufrüstungspaket seit dem Zweiten Weltkrieg geschnürt. 100 Milliarden für die Aufrüstung – und die Zeche zahlen wir.


Doch egal wie die jeweiligen Regierungen die Daten hin und her wenden (2030, 2035 – 2045), greenwashing betreiben und weiter in fossile Brennstoffe setzen und egal wieviel weitere Milliarden noch in die Rüstung zur militärischen Sicherung von Rohstoffzufuhr  gesteckt werden sollen - wir haben nur noch ein knappes Jahrzehnt, um die CO2-Wende zu schaffen und die Menschen noch vor den größten Risiken des Klimawandels zu schützen. Das ist fakt und davor können wir auch nicht weiter die Augen verschließen.


Machen wir also Schluss mit einer Politik und Wirtschaftsweise die Mensch und Natur ausbeutet, die Kriege führt um Ressourcen und Kapital-Interessen um ein System am Laufen zu halten das nur wenigen dient und perspektivisch unser aller Lebensgrundlage zerstören wird. Theres is not Planet B!


Für Frieden und Klimagerechtigkeit, gegen imperialistische Kriege und Aufrüstung - systemchange statt climatechange!


Vielen Dank.

26. Juni 21

Für eine Solidarität die über den eigenen Tellerrand hinausweist:


Liebe Genossinnen und Genossen, liebe Freundinnen und Freunde, liebe Menschen hier in Schwäbisch Gmünd,


Wie bereits im Aufruf zur Aktion heute deutlich herausgestellt wurde trifft die Corona Pandemie ´Frauen auf mehrfache Weise. Sie hat die vorherrschenden Ungleichheiten in der Verteilung der gesellschaftlichen Arbeit deutlich aufgezeigt. Und sie hat deutlich aufgezeigt in welchem krassen Widerspruch ihre Entlohnung zu ihrem eigentlichen gesellschaftlichen Stellenwert (Stichwort systemrelevanz) steht.


Es gibt in unserer Gesellschaft nach wie vor die historisch gewachsene Trennung der Arbeit in die Bereiche der Produktion von Gütern und in die Bereiche der Reproduktion, das heißt die Wiederherstellung und Instandhaltung der Gesellschaft.


Zu diesen Reproduktiven Bereiche gehört das Kinderkriegen, das Kinder erziehen, die Pflege von Alten, von Kranken, das sich kümmern um andere, die Herstellung und Instandhaltung eines Zuhauses, die Versorgung anderer mit Lebensmitteln etc. Gerade diese Tätigkeiten dienen dazu unser Leben zu erhalten, arbeitende Familienmitglieder arbeitsfähig und die Gesellschaft als Ganzes überhaupt erst am Laufen zu erhalten. Dennoch sind sie in unserem auf Profitmaximierung basierenden Wirtschaftssystem nichts wert sind da sie keinen direkten Profit erwirtschaften.


Zusätzlich werden diese Tätigkeiten im patriarchalen Denken allein der Rolle der Frau zugeschrieben und es wird noch heute von klein auf an vermittelt, das diese Arbeiten keine besondern wären weil es ja sowieso die natürlichen Aufgaben der Frau wären sich um die Kinder, den Haushalt, die Versorgung und Pflege anderer zu kümmern.

Ein kleiner Fun Fact an dieser Stelle: Das sind sie nicht!


Die sexistischen und patriarchalen Denkstrukturen die diese kulturelle Abwertung und Ausbeutung von Frauen ermöglichen sind tief in unserer Gesellschaft verankert, werden über Generationen weitergegeben, verinnerlicht und sind auch heute noch weit weg davon aufgelöst zu sein.


Im Patriachat werden männlich codierte Charakteristika privilegiert und weiblich codierte Charakteristika entwertet. Dies hat Auswirkungen auf Rechtsbereiche (Abtreibungsgesetze, das Feminizide kein Straftatbestand sind, auf Eheregelungen, die Benachteiligung von Alleinerziehenden etc.) und  dies hat Auswirkungen auf Berufspraktiken (wer macht welche Jobs, wer wird wie bezahlt, welche Posten werden von wem besetzt, welche Medizin wird für Frauen getestet etc.).


Gleichzeitig strahlt diese Abwertung  in die Massenkultur, in Filme, Werbung und Musik und reproduziert sich und umgibt uns in den alltäglichen Umgangsweisen, sei es in Beziehungen oder im Beruf, in der Gewalt gegen Frauen.


Der Kapitalismus hat sich diese patriarchale Kultur zu Nutze gemacht. In diesem Sinne ist das Geschlecht nicht nur eine kulturelle Kategorie, sondern hat auch eine wirtschaftliche Dimension. Entlang des Geschlechts verläuft diese Unterteilung zwischen bezahlter, weil produktiver Arbeit und unbezahlter, weil reproduktiver arbeit. Damit einhergeht eine Abwertung/ und Entwertung dieser Arbeiten die sich ebenfalls auf dem Lohnzettel bemerkbar macht und die sich auch in den  schlecht entlohnten Bereichen der Pflege, der Erziehung, im Gesundheitswesen oder im Einzelhandel ganz deutlich zeigt.

Die Ausbeutung der Frau im Privaten, tradierte Rollenvorstellungen und die Hauptübernahme der Carearbeit zu Hause sowie die wirtschaftliche Ausbeutung der hauptsächlich durch Frauen geleisteten Careberufe, durch schlechtere Löhne und die grundsätzliche strukturelle schlechter Bezahlung von Frauen in allen Branchen – sind somit zwei Seiten einer Medaille. Dieses patriachale Frauenbild gilt es genauso zu überwinden wie die kapitalistische Wirtschaftsweise, in der der Mensch und die Umwelt Nichts und der Profit Alles bedeutet. Beidem gemeinsam gilt es den Kampf anzusagen.  

 

Geschlechterrollen und Gesellschaftssysteme sind soziale Produkte. Sie wurden von Menschen gemacht und können auch von uns Menschen verändert werden!  

 

Lasst uns gemeinsam diese Veränderung in die Hand nehmen!

 

Für eine solidarische Gesellschaft die nicht auf den Profit ausgerichtet ist sondern nach den Bedürfnissen der Menschen!


Fraueninitiative Schwäbisch Gmünd