8. März 2022

Aufruf zum Frauenstreik


Wir halten den Laden nicht länger am Laufen – wir machen ihn dicht!



Weltweit gehen Frauen am 8. März, dem internationalen Frauenkampftag, auf die Straße: Gegen geschlechterspezifische Gewalt, für ein Ende der Objektivierung und der Ausbeutung der Frau im Beruf und in der Hausarbeit, für echte Gleichberechtigung und die Perspektive einer solidarischen Gesellschaft. Auch wir Frauen in Schwäbisch Gmünd wollen uns hieran beteiligen und rufen zum Frauenstreik auf.


Hinter jedem erfolgreichen Mann….


Bis heute ist die Arbeit in unserer Gesellschaft geschlechtsspezifisch aufgeteilt: Während Männern hauptsächlich produzierend und gesellschaftlich gestaltend tätig sind, in der Öffentlichkeit, in der Politik, der Wirtschaft, in herstellenden Berufen und besser bezahlt - halten wir Frauen ihnen den Rücken frei und privat den Laden am Laufen.


Wir sollen schön aussehen und uns schön verhalten, wir bekommen die Kinder, kümmern uns um ihre Erziehung und ihre Hausaufgaben, gehen einkaufen, putzen, waschen, kochen, organisieren Familienfeiern, Freizeitevents und Treffen mit Bekannten und kümmern uns um Ältere und Kranke. Diese Arbeit leisten wir Frauen sowohl in den überwiegend schlechter bezahlten sozialen Berufen, im Einzelhandel, oder im Gesundheitswesen als auch quasi nebenher, gut gelaunt und selbstverständlich kostenlos zu Hause. In Zahlen sind dies täglich 4,5 Stunden an Mehr-Arbeit die wir Frauen zumeist zusätzlich zum Beruf leisten - auf Kosten unserer eigenen Lebenszeit, mit dem Verlust unserer (finanziellen) Unabhängigkeit und nicht selten mit schwerwiegenden gesundheitlichen Folgen. Gleichzeitig wird uns von klein auf an eingetrichtert, dass dieses Lebens- und Gesellschaftsmodell das Höchste der Gefühle sein soll.


Trautes Heim Glück allein?


Uns stellt sich aber die Frage: Warum sollen wir ein Lebens- und Gesellschaftsmodell anstreben und weiter aufrechterhalten



 

 

- was uns Frauen nichts anderes zu bieten hat als die Verdrängung ins Private, in Mehr-Arbeit, doppelte Ausbeutung, Abhängigkeitverhältnisse und Altersarmut?

 

- welches Mädchen und Frauen zu Objekten der Bedürfnisbefriedigung Anderer macht und diese mit Gewalt überzieht wenn sie sich nicht in patriarchale Rollen der Hausfrau oder des Sexobjekts unterordnen?


- in dem die Versorgung und die Erhaltung des Lebens auf unsere Rücken abgeladen ist, während wir gleichzeitig aus den Prozessen der Gestaltung der Lebensbedingungen und der Gesellschaft herausgehalten werden?


- in dem wir über unsere Care-Arbeit einen Laden am Laufen halten, für Ausgleich und den sozialen Kitt zu Hause und in der Gesellschaft sorgen, während die Politik und die Wirtschaft den Profit vor uns alle Menschen – Frauen und Männer - stellt und den Laden insgesamt immer wieder an die Wand fährt?


Warum sollten wir ein System am Leben erhalten, indem der Profit alles zählt und der Mensch nichts? Da machen wir nicht mehr mit!

 

Wir streiken!


Seit dem Jahr 2017 rufen Frauen in den verschiedensten Ländern der Welt zum Frauenstreik  („International Women´s Strike“) am 08. März auf – auch wir Frauen in Schwäbisch Gmünd beteiligen uns daran. Wir streiken für eine gleichberechtige Verteilung der Arbeits- und Lebenszeit für alle Menschen unter dem Motto: Wir halten den Laden nicht länger am Laufen – wir machen ihn dicht.


Die Gewährleistung und Versorgung des Lebens ist keine Privatsache und kein Privatvergnügen der Frauen, sondern die grundlegende Aufgabe von Arbeit in der Gesellschaft. Um dies deutlich zu machen wollen wir den 8. März dafür nutzen die Arbeit von Frauen sichtbar zu machen und das Private ins Öffentliche zu holen.


Wir bestreiken öffentlich die Care- und Erwerbsarbeit und holen uns einen Teil unserer Lebenszeit zurück!


Fraueninitiative Schwäbisch Gmünd



27. November 2021

Aufruf zur Kundgebung


Frauen werdet laut: die Gewalt aus dem Verborgenen holen!



Am 25. November ist internationaler Tag gegen Gewalt an Frauen. Der internationale Tag gegen Gewalt an Frauen hat seinen Ursprung in Lateinamerika, nachdem 1960 die Mirabal Schwestern, als Mitgliederinnen einer revolutionären Bewegung  und aufgrund ihres Widerstands gegen das diktatorische Trojillo Regimes, ermordet wurden. 1981 wurde bei einem Treffen lateinamerikanischer und karibischer Feminist: innen der 25. November zum Gedenktag der Opfer von Gewalt an Frauen ausgerufen.


Seitdem wird der 25. November von Feminist: innen weltweit genutzt, um auf Gewalt an Frauen aufmerksam zu machen. Seit 40 Jahren geschieht das auch in Deutschland. Und obwohl in Deutschland schon so lange gegen Gewalt an Frauen gekämpft wird, ist dieser Kampf noch lange nicht zu Ende.


Jede dritte Frau in Deutschland ist im Laufe ihres Lebens damit konfrontiert, Betroffene von sexistischen Übergriffen zu sein. Seien es Blicke, Hinterherrufen, übergriffige „Komplimente“, Begrabschen bis hin zu Vergewaltigungen oder Femiziden.


 

 

 

Jeden  Tag versucht ein Mann in Deutschland seine Ex/Partnerin umzubringen. Jeden dritten Tag gelingt eine solche Tat und eine Frau wird ermordet.

Femizide sind in Deutschland kein Straftatbestand, und das obwohl jedes Jahr circa 120 Frauen durch ihren Partner oder Expartner ermordet werden. Femizide sind keine Seltenheit und dürfen in unserer patriarchalen Gesellschaft nicht vertuscht werden.


Zudem muss klar sein: Es ist nicht unsere Schuld.


Wenn Frauen Sexismus und sexualisierte Gewalt erfahren, wird ihnen nicht geglaubt, ihre oft traumatischen Erlebnisse werden belächelt und als nettes Kompliment abgetan,  bis hin zu der Unterstellung sie seien selbst schuld. Zudem werden die meisten Übergriffe nicht öffentlich gemacht und bleiben somit im Verborgenen. Sei es aus Angst, aus Scham oder weil manchmal auch einfach die Kraft fehlt dem alltäglichen Sexismus etwas entgegenzuhalten.


Wir wollen das nicht länger akzeptieren und den alltäglichen Sexismus und die sexualisierte Gewalt gegen uns Frauen aus dem Verborgenen holen.

Die Schuld muss den Tätern zugeschrieben werden. Wir müssen laut werden und die Gewalt sichtbar machen. Und dies müssen wir vereint und gemeinsam tun. Unser Feminismus ist unteilbar und antirassistisch.


Gemeinsam können wir uns wehren und für Veränderung einstehen.


Für eine starke internationale Frauensolidarität!

Gewalt gegen Frauen stoppen!

08. März 2021

Heraus zum Frauen*streik!


Ya Basta! Uns reichts!


Nach wie vor sind wir als Frauen im Alltag - sei es in der Schule, in Ausbildung oder Uni, zu Hause, auf der Arbeit, auf Ämtern, auf der Straße oder in unserer Freizeit - mit sexistischen Sprüchen und Diskriminierung konfrontiert.


Frauen leben länger – aber wovon?


Ein weiteres bekanntes Problem ist der bestehende Gehaltsunterschied zwischen Frauen und Männern. So verdienen wir Frauen nach wie vor im Schnitt 21.% weniger als Männer. Zur schlechteren Bezahlung hinzukommt, dass Frauen häufig nur in Teilzeit arbeiten oder als Alleinerziehende zeitweise gar nicht arbeiten können. Deshalb haben Frauen ein größeres Risiko im Alter arm zu sein.


Unsichtbare Frauenarbeit oder die Frage: Who cares?


Des Weiteren sind es nach wie vor hauptsächlich Frauen, die sich neben der Arbeit noch den restlichen Tag hauptsächlich um die Bedürfnisse anderer kümmern. Denn, wer kümmert sich um die Kinder, wenn Schulen und Kindergärten geschlossen bleiben? Wer kauft für Oma und Opa ein, weil diese besser zu Hause bleiben sollten? Wer pflegt kranke Familienmitglieder? Und wer kocht nebenbei das Essen und wäscht die Wäsche?



 

 

 

Frauen in 41 Ländern leisten zusammengezählt 12,3 Milliarden Stunden unbezahlte Arbeit jeden Tag. In Deutschland sind das insgesamt 4,5 Stunden die Frauen täglich unbezahlt für Kochen, Putzen, Waschen, Kindererziehung, Pflege von Angehörigen, Einkäufe und Erledigungen arbeiten. Männer gerade einmal 1 Stunde und 48 min (im Länderschnitt).


Wenn Frauen streiken steht die Welt still


In den letzten Jahren nahm die Frauen*bewegung weltweit an Kraft auf. Sei es in Chile, in Mexiko, Brasilien, Bolivien, Nordsyrien, der Türkei, USA, Spanien, Frankreich, Schweiz oder in Deutschland. Im Jahr 2017 riefen Frauen in über 50 Ländern der Welt zum Frauenstreik („International Women´s Strike“) am 08. März auf – für gleiche Bezahlung, gegen häusliche Gewalt und Feminizide, für körperliche Selbstbestimmung und Abtreibungsrechte, gegen sexistische und patriachale Kultur.


Auch wir Frauen* in Schwäbisch Gmünd möchten uns am Frauen*streik beteiligen und rufen daher zu Aktivitäten rund um den 08. März auf.


Lassen wir uns nicht mehr durch sexistische und patriachale Vorstellungen, Rassismus, kapitalistischen Konkurrenz- und Leistungswahnsinn spalten. Lassen wir es nicht mehr zu, dass wir als Frauen beleidigt, belästigt und verletzt werden. Lassen wir uns nicht mehr ausbeuten und schlecht behandeln. Nur wenn wir Frauen* uns selbstbestimmt zusammenschließen können wir etwas verändern. Seien wir solidarisch mit uns und unseren Schwestern hier und überall - gemeinsam gehört uns die Welt.


Ni una Menos!

Nicht eine weniger!


In unserer Gesellschaft ist Gewalt gegen Frauen alltäglich und kommt in allen Schichten vor. Jede dritte Frau in Deutschland ist mindestens einmal in ihrem Leben von physischer und/oder sexualisierter Gewalt betroffen. Etwa jede vierte Frau wird mindestens einmal Opfer körperlicher oder sexueller Gewalt durch ihren aktuellen oder früheren Partner. Jeden dritten Tag versucht ein Mann eine Frau zu ermorden, jeden vierten Tag gelingt es.

 

Während der Corona Pandemie ist die Zahl der Gewalttaten gegen Frauen und Kinder, vorallem bei denjenigen die sich in Quarantäne befanden nachweislich gestiegen. Die Gewaltforschung zeigt, dass Stressfaktoren, wie sie in der Pandemie der Fall sind: Räumliche Enge, Arbeitslosigkeit, Schulschließungen, finanzielle Sorgen und psychische Belastungsfaktoren, die Gewalt befördern. Auch die Kurzarbeit konnte als ein gewaltfördernder Risikofaktor ausgemacht werden.

 

 

 

Im Rahmen der Studie der TU München wurden insgesamt 3800 Frauen befragt. Sie kam zu dem Ergebnis, dass in der Zeit der strengen Kontaktbeschränkungen zu Hause, rund drei Prozent der Frauen in Deutschland Opfer körperlicher Gewalt wurden. Weitere 3,6 Prozent wurden von ihrem Partner vergewaltigt. Zudem wurden in 6,5 Prozent der Haushalte Kinder gewalttätig gestraft. Die Dunkelziffer ist vermutlich noch höher.


Um auf die Gewalt gegen Frauen aufmerksam zu machen und uns als Frauen in Schwäbisch Gmünd gegenseitig zu stärken, laden wir dazu ein  am Samstag den 28.11.2020 um 11 Uhr gemeinsam Kerzen auf dem oberen Marktplatz in Schwäbisch Gmünd aufzustellen. Zusätzlich wird es Infoplakate und einen Redebeitrag geben.


Frauen*initiative Schwäbisch Gmünd

Tag gegen Gewalt an Frauen 2020